Wir haben Besichtigung durch unseren Rgts.-Kdr. – Fototermin!

Ich nutze diese Gelegenheiten die frohe Botschaft zu verbreiten.

Auch halte ich öfters unter den Kameraden Vorträge, vor 11 bis 12 Mann.

Wenn ich dann 2 bis 3 Stunden geredet habe und enden will, dann sagen sie, erzähle doch bitte weiter, es ist doch so schön.

Ach wie freue ich mich, das ich durch die Gnade des Herrn in der Wahrheit bin.

Der Krieg ist nach des Herrn Wille ein notwendiges Übel.

Der Soldat ist ein Diener Gottes, denn Jesus sagt, jeder, der das Schwert ergreife, werde durch das Schwert umkommen, somit bedarf es Kreuzesstreiter die das andere Schwert schwingen.

Der Krieg ist das Mittel, durch das Gott dem wahren Glauben zum Sieg verhilft.

O, welch trostreiche Worte.

Kann die Welt uns etwas Derartiges bieten?

Nein!

Die arme sündige Welt kann es auch nicht verstehen weil es ihr Torheit ist.

 

 

 

 

Drum gebt dem Kaiser was des Kaisers ist.

Als Diener im Sinne des Militärdienstes ist es unsere Pflicht treu zu sein.

Treu auf unserem Posten zu stehen, gegen die Mächte des Bösen.

Gerade diese Kriegsumstände sind geeignet uns manche wichtige Lektion beizubringen, die wir unter früheren Verhältnissen nicht so gut gelernt hätten.

Obschon unsere Erwartungen über das Vergangene Jahr etwas unrichtig waren.

Wir erhalten schweres Artilleriefeuer und haben große Verluste.

Mein Freund Gustav Leun fällt. Ich werde abkommandiert zu den Granaten-Werfern zur Ausbildung nach Nantillois.

Hier sind wir zu einem Trupp zusammengestellt, von jeder Kompanie 4 Mann.

Wir haben ein schönes Leben, können uns recht sauber halten und haben wenig Dienst.

Nantillois wurde beschossen, gerade als wir beim Kaffeetrinken sitzen. Im Nu liegen wir am Erdboden.

Die Tage vergehen ohne Besonderheiten. Nur, daß Nantillois jetzt täglich beschossen wird, beunruhigt uns.

Wir müssen endlich gar Nantillois räumen und quartieren in Lazaretten bei Nantillois.

 

 

 

 

 

Wenn wir auch noch nicht klar sehen können, dürfen wir doch überzeugt sein, dass alles seinen gottgewollten Fortgang nimmt.

Das pünktliche in Erfüllung gehen ist der beste Beweis, dass wir den allerbesten und heiligsten Glauben haben.

Da die Stellung am T-Wäldchen dem feindl.

Artilleriefeuer ausgesetzt ist, war früh um 06.00 gleich ein Verlust zu beklagen.

Der Musketier Franz Klein wurde ein Opfer des Artilleriefeuers, als er seinen Stollen betreten wollte.

Im Laufe des Tages wurde die Komp. stark vom feindl. Artilleriefeuer belästigt.

Der Tag hatte hellen Sonnenschein gebracht, infolgedessen herrschte ... Fliegertätigkeit.

Von jetzt an konnte die Komp. auch wieder mit warmen Mittagessen versehen werden.

Die Feldküchen fuhren bis in den Forges-Wald, von wo aus das Essen gruppenweise durch die Mannschaft abgeholt wurde.

Trübe brach der Tag an und trübe verlief er.

Die feindl. Art.tätigkeit war geringer, denn die Beobachtung war bei dunstigem Wetter mangelhaft.

Am Mittag gegen 01.00 trat heftiger Regen ein, der fast den ganzen Nachmittag anhielt.

Aber trotz des geringen Feuers hatte die Komp. stärkere Verluste.

Der Ldst.R. Langenberg verlor infolge Einschlagens einer Granate den rechten Arm.

Und der Kriegsfreiwillige Max wurde durch eine Granate verschüttet und konnte nur tot aus seinem Stollen herausgegraben werden.

Und abend um 11 ½ Uhr durcheilte eine betrübliche Nachricht die Reihen der Komp.: „Feldwebel Stiep ist verwundet,“ ging von Mund zu Mund und große Bestürzung malte sich auf allen Gesichtern.

Seit ich dabei bin befand sich Herr Feldwebel Stiep bei der Kompanie, hatte sie in alle Gefechte begleitet und unseren siegreichen Waffengang in der Komp. miterlebt. Überall war er mit heiler Haut davongekommen und jetzt mußte ein irrender Granatsplitter ihn den Unterkiefer wegreißen und sein Leben gefährden.

Zum Glück erwies sich die Wunde als nicht lebensgefährlich und ... dankte im stillen dem lieben Gott, daß das teure Leben des für die Kompanie so ... besorgten Feldwebels erhalten blieb.

 

 

 

 

Der Herr sitzt am Steuer, er überwacht alles, er lenkt alles, wie er will. Auch ich will meine Pflicht treu erfüllen, und soll es in den Tod gehen.

In den Glutwellen erfahren wir eine gründliche Prüfung, damit wir zubereitet werden für sein Reich.

Zurückziehen, gar aus Menschenfurcht? Nein und nimmermehr!

Getreu folgen wir des Kaisers Ruf Durch eine Offizierspatrouille ist festgestellt worden, dass der vordere Schützenschleier um 30-40 m vorverlegt werden musste, damit der Höhenkamm vor der Stellung überblickt werden konnte.

Zugleich musste Verbindung mit IR 55 gesucht werden.

Noch in der Nacht wurde die Sache ausgeführt. Jedoch stellte sich heraus, dass der linke Flügel der dünnen Schützenschleier sich nicht halten konnte, sondern in seine alte Stellung zurückgehen musste.

Bei Tage ließ sich die Lage genau überblicken.

Mit Einfügen einer Gruppe wurde gemäß den Befehlen des Herrn Lt. Mellis lautlos der Schützenschleier vollends vorverlegt und die gewünschte Verbindung mit IR 55 hergestellt.

Bei dem nachfolgenden Feuer des Feindes wurde leider der L.R. August Scherf infolge Verschüttung getötet.

Sonst herrschte tagsüber das übliche Artillerieduell.

In der Nacht trugen 2 Züge Stollenbretter und Sandsäcke vom Pionierlager nach der vorderen Stellung.

 

 

 

Von Muttern erhielt ich überraschend eine Paketsendung

Der Herr möge ihre Güte und liebe der geistigen und leiblichen Speise reichlich lohnen!

Ein paar Zeilen lagen bei: Liebster Sohn Nummer Eins! „Als ich das in der Zeitung las, da sagte ich aber gleich, dann ist unser Bruno auch dabei gewesen und siehste, so wird es auch sein....

Dann bist Du aber tüchtig geworden, wer hätte sowas jemals gedacht....

Ja, die armen Leute, tut mir aber leid, so unschuldig dran müssen...

Nur gut das sie das hier nicht mit ansehen muss.

Wie Dankbar ich ihr doch für die regelmäßige Übersendung des Wachtturms bin.

Inzwischen habe ich auch Traktate bekommen und bin stets mit „Munition“ versehen.

Es erinnert einen daran dass man sich nicht allein entschlossen hat den schmalen Weg zu gehen.

Bitte, bitte schreibt noch recht oft.

 

 

 

 

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Wachtturm Juni 1915

 

 

Seite 87

 

 

Seite 95

 

 

 

 

Wachtturm April 1915

 

 

Seite 64

 

 

 

 

 

 

 

 

Erwachet 22. 7.1971

 

 

Seite 4

 

 

Der Feldgeistliche erklärte, der Krieg sei ein notwendiges Übel.

Er sagte, der Soldat sei ein Diener Gottes, denn Jesus habe gesagt, jeder, der das Schwert ergreife, werde durch das Schwert umkommen, somit müsse einer dasein, der das andere Schwert schwinge.

Er betonte auch, daß der Krieg das Mittel sei, durch das Gott dem wahren Glauben zum Sieg verhelfe.

Ich dachte: „Wenn das christlicher Glaube sein soll, dann kann ich auch ohne ihn leben!“