Neuerdings lege ich mir Zettel zurecht.
So versuche ich, meinem schwindenden Gedächtnis ein Schnippchen zu schlagen.

Gestern habe ich wie ein Besessener nach Unterlagen für meine Steuererklärung gesucht.

„Ich hatte doch Einnahmen.“

Mein Sohn deutete auf mein Ohr, wartete, bis ich meinen Hörbügel eingeschaltet hatte:
„Bereit!“ sagte ich.

„Nein, hast du nicht, du beziehst nur deine Rente.“

„Du irrst dich, das kann nicht sein.
Ich habe doch etwas dazu verdient.“

„Nein, du hast Rente als einzige Einnahme.
Deine Kanzlei ist seit 20 Jahren geschlossen.“

„Das ist nicht wahr!
Du musst dich irren.“

„Du bist 92 Jahre alt.“

„Na und?“
Morgens, mittags, abends, bis in die Nacht hinein suchte ich nach den Unterlagen.
Bis mir mein Sohn meine eigene Steuererklärung vorlegte.
„Richtig, da steht’s, dann muss das also doch stimmen.“
Mein Sohn hatte Recht.

Deswegen lege ich mir überall Zettel hin:
„Ich habe keine Einnahmen, nur Rente.“

„Du musst den Überblick behalten“ bitte ich meinen Sohn.
„versprichst du mir das?
Ich möchte nicht wegen Steuerhinterziehung ins Gefängnis.“

Er verspricht es.

Was würdest Du tun, wenn Du heute schon wüsstest, dass sich in wiederum 90 Jahren herausstellt, dass alle geweckten Hoffnungen und gehegten Erwartungen als leerer Lug und Trug herausstellen?

Was machen wir mit einem Wächter, der unentwegt Lügen erzählt um an etwas zu kommen, das ihm nicht zusteht, 4- bis 5- Jährige für sich arbeiten lässt, selbst wenn sie noch so klein sind und anderen Grundstücke im ewigen Paradies verkauft?

Ein Sklave – ob böse oder gut – befand sich in den letzten 100 Jahren in der tiefsten Finsternis der Unwissenheit.
Doch mit dem Wecken falscher Hoffnungen lebte er wie die Made im Speck.

Während ich darüber nachdenke, lässt mich immer wieder eine quälende Frage nicht los:

„Hatte ich Einnahmen?“

------------

Hallo Julian,

die Wachtturm Gesellschaft zieht eine Gleichung zwischen den ersten Christen und ihrer leitenden Körperschaft.
Nur hat sie dabei ein Problem.

Die Aufzeichnungen des „Sklaven“ zurzeit Jesu, die den christlichen Teil des Wortes Gottes ausmachen, haben als inspiriert und unfehlbar zu gelten, doch das trifft mit Sicherheit nicht auf die Veröffentlichungen zur Zeit Charles Taze Russells, derjenigen zur Zeit J. F. Rutherfords oder irgend eines anderen Mitglieds des angeblich „verständigen Sklaven“ in der heutigen Zeit zu.
Laufend ist man zu hochnotpeinlichen Änderungen gezwungen.

Wie also will man sich mit der Sklavenklasse zurzeit Jesu vergleichen?

War es doch gerade der unverständige Sklave, der heute zu Spott anreizt, weil er Dinge im Namen Gottes versprach, die sich nicht erfüllten.

Jetzt will er „teilweise“ für die Falschprophetie verantwortlich sein.
War der treue Sklave zurzeit Jesu auch nur „teilweise“ für die inspirierten und unfehlbaren Aussagen verantwortlich?

„Unglücklicherweise wurden jedoch zusammen mit diesen vorsichtigen Äußerungen auch andere Erklärungen veröffentlicht, die durchblicken ließen, dass die Erfüllung solcher Hoffnungen in jenem Jahr eher wahrscheinlich als nur möglich sei.“

Das heißt doch nichts anderes, als dass ich auf Teufel komm raus prophezeihe und mich am Ende nur an das erinnern und die Verantwortung für das übernehmen will, das sich erfüllt hat. Ich prophezeihe also: „2008 kommt das Ende!“ und prophezeihe gleichzeitig: „2008 kommt nicht das Ende!“.

Bingo!

Dass macht mich zu einem wahren Propheten?

Und für alle Miesmacher die 2009 daran erinnern wollen, dass ich für 2008 fälschlicherweise das Ende prophezeite, schreibe ich dann:

„Unglücklicherweise wurden jedoch zusammen mit diesen vorsichtigen Äußerungen auch andere Erklärungen veröffentlicht, die durchblicken ließen, dass die Erfüllung solcher Hoffnungen in jenem Jahr eher wahrscheinlich als nur möglich sei.“

--------------------------- 7 ----------------------------

Was lesen wir im Wachtturm 15.2.2009?


Seite 24



Die reinen Wasser der Wahrheit.


Königreichsdienst 4/79


Seite 3


Das waren nicht „ihre Erwartungen“ sondern die Lehren der Wachtturmgesellschaft in Verbindung mit der großen Drangsal, die sich nicht erfüllt hatten.

Wachtturm, 1.Juni 1979


Seite 23-24



Abgesehen davon dass die Beweggründe des Sklaven nicht von dem Dienenden selber beurteilt werden, sondern von dem Bedienten, macht Aufrichtigkeit alleine aus Falschlehren noch keine wahre Religion.
Das Wasser der Wachtturmlehren ist also nicht rein gewesen?





Seite 169


Es waren also selbstsüchtige Gründe für untreues Handeln.
Die Mitglieder des Wachtturmsklaven werden aber ununterbrochen zu bestimmten Zeitperioden konditioniert – erfüllen sich diese nicht, warum darf man dann daraus nicht die logischen Schlussfolgerungen ziehen, das die Religion des Wachtturmsklaven mit Gift durchsetzt ist?

Wachtturm, 15.Juni 1980


Seite 17-18



Unglücklicherweise ist das Verbreiten von Irrlehren bedauerlich.
Damalige Falschprophetie war noch nicht juristisch wasserdicht genug abgesichert?
Das bedauert man heute und verbreitet dieselben falschen Erklärungen in unverfänglicheren Formulierungen?


Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1980


Seite 30


„teilweise“
Welche der Konkurrenzreligionen, die sich heute auf der Erde befinden, sind denn nicht auch „teilweise“ treu.
Findet sich denn nicht in jeder Religion etwas Gutes?


Königreichsdienst 3/1987


Seite 8


„Stimmt es, daß an allen Religionen etwas Gutes ist?“
Nein weil ein Tropfen Gift genügt für die tödliche Wirkung:


Seite 347


Wie also sieht es mit dem Gift in der Wachtturmreligion aus?


Wachtturm 1.4.1986 Seite 31



Der „teilweise“ untreue Sklave rührt seine exklusive Glaubenssuppe um, damit niemand das Gift in seinen Lehren erkennt?


Na denn Prost!

Jahrbuch 1977


S. 202